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nach dem sturm
offener himmel über farnen und moos
geborstene kronen zu füßen klagt ins gewölk stamm um stamm selbst junge birken biegsame tänzerinnen widerstanden nicht
wir erdverbraucher paradiese nicht schonend an höllen nicht glaubend wie werden wir die vokabel erde unseren kindeskindern buchstabieren
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stiller fluss
in sanften mäandern träumt sich der fluss durchs land umarmt die brücken leckt die wurzeln der trauerweiden löscht an den ufern die spuren der rehe
vorm auge des jägers kreist still um netz und kahn leiht seinen spiegel rot segelnden wolken trägt fernhin sein gold in den brennenden abend sehnt sich nach endlichkeit nach meer und schlaf
das meer liegt still es wartet
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brave bürger
als zeugen gerufen tauchen sie ab sehen nicht hören nicht haben das alles doch nicht gewusst gewollt
wenn es vorbei ist legen sie die augenbinde ab ordentlich gefaltet
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warten
glauben – ich weiß nicht ich sehe nicht aller erfahrung nach ist da nichts kein netz aus gott und doppeltem boden
nur täglich tun was not ist von keiner verfänglichen schönheit getröstet uralter weissagungen und nie auf du und du sein mit dem kindheitsgott
dem weißbärtigen abba-lieber-vater und dennoch dennoch durch alle tage gehen in unbelehrbarer hoffnung
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Spätsommerliebe
wundert es dich der du mit mir gemeinsam diese andre liebe schufst dass ich dir nicht füllhörner schwer von lächeln und von worten
entgegentrage
memento mori dein weißes haar
hier wäre flüstern schon zu laut mein schweigen raunt dir innenworte zu komm halte meine hand
noch schläft der tod im dunkelgrünen laub
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nach dunklen tagen
komm her lass meine lang gezähmten hände feuer sprühn lass meiner verstummten haut ihren gesang lach mir zu lass mich untergehn
in deinem lachen
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